Zum Markusevangelium: Verfasser unbekannt, kurz nach 70 entstanden, Überschrift „Anfang des Evangeliums des Jesu Christus einem Sohn eines Gottes“. - These - Das MkEv kann grundsätzlich als Gegen-Evangelium zur hellenistisch-römischen Kaiserpropaganda (vgl. Bibel u. Kirche 66 (2011), Heft 2: „Markusevangelium“) gesehen werden, somit als Gegen-Evangelium zum Aufstieg der Flavier. a. Der geschichtliche Hintergrund: Nach dem Tod Neros (+68) kam es zum Streit um dessen Nachfolge. Vespasian (69-79; Dynastie der Flavier), römischer General, von Nero nach Palästina strafversetzt, sorgt mit seinem Sohn Titus für den Sieg im römisch-jüdischen Krieg und sollte als neuer Kaiser eingesetzt werden. Jedoch fehlte ihm die Legitimation für den Kaisertitel, da er nicht zum römischen Hochadel gehörte und keine göttliche Autorisierung aufwies. Dies versuchte man durch Propaganda in Form von öffentlichkeitswirksamen „Wundern“ und „Heilungen“ zu kompensieren. b. Gegenüberstellung Situation von/um Vespasian und MkEv Ves: Evangelium, steht für eine gute Nachricht aus dem Kaiserhaus MkEv: Evangelium, steht für eine gute Nachricht von Jesus Ves: Keine Ehrbezeichnung „divi filius“ (Gottessohn) im Titel MkEv: „ein Sohn eines Gottes“ (Mk 1,1) Ves: Inszenierte Schauwunder, wie z.B. Heilungen, öffentlichkeitswirksam MkEv: Wunder, z.B. Heilungen, abseits der Menschen, bescheiden / im Stillen Ves: Akklamationen durch das Volk MkEv: Schweigegebote (lassen sich in ihrer überdeutlichen Form nur durch Gegenstellung zur vespasianischen Propaganda ernsthaft erklären) Ves: Aufenthalt in Cäsarea Philippi; von dort nach Jerusalem (Eroberung) MkEv: „umständlicher“ Weg Jesu über Cäserea Philippi nach Jerusalem Ves: Festzüge / Prozessionen römischer Kaiser MkEv: „Einzug in Jerusalem“ und „Kreuzweg“ Jesu Ves: „Trio der Macht“ (Vespasian, Titus, Domitian) beim Triumphzug in Rom MkEv: „Trio der Ohnmacht“, Jesus und zwei Verbrecher am Kreuz Direkte Gegenüberstellung verleiht der Darstellung der beiden mitgekreuzigten Verbrechern, denen im NT wenig bis keine Bedeutung zukommen, auf einmal Sinn. -Fazit- Das MkEv nicht als (reines) Geschichtswerk zu sehen, was den dortigen Äußerungen die Stellung überlieferte Zitate zusprechen würde, sondern vielmehr als Antwort auf die vespasianische Propaganda, liefert zahlreiche Erklärungsansätze für bislang merkwürdig erscheinende Punkte wie Schweigegebot, den Weg nach Jerusalem uva. Der Nachteil liegt darin, dass die Aussprüche der handelnden Personen somit nicht mehr als Zitate gelten können, da selbige zur Darstellung anti-vespasianischer Meinungsäußerungen dienen. Auch beim MkEv bleibt festzustellen: ein echtes Geschichtswerk, iSv historisch-kritisches Werk, ist auch dieses nicht. Es vermischen sich Intentionen des unbekannten Verfassers mit einigen zutreffenden historischen Fakten (v.a. Orten).
25. März 2019 | Theologie
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